Heute bringe ich Ihnen den asymmetrischen tonischen Nackenreflex (ATNR) ein wenig näher. Er entsteht, ebenso wie der Moro (s. Exkurs frühkindliche Reflexe: Moro), im ersten Schwangerschaftsdrittel. Aktiv ist er in etwa bis zum neunten Monat und er ermöglicht dem Baby die Augen-Kopf-Koordination.
Das Kreuz mit der Mittelsenkrechten
Der ATNR hilft dem Säugling bei der Rollbewegung von der Rücken- in die Bauchlage und umgekehrt. Er ist zuständig für die Körpermittelsenkrechte. Ist der ATNR über den neunten Lebensmonat hinaus aktiv, bereitet er Schwierigkeiten, wenn zum Beispiel
- beim Radfahren der Schulterblick nötig ist
- beim Schreiben die ganze Zeile ausgefüllt werden soll und somit das Überkreuzen der eigenen Mittelachse nötig wird
- er fördert ein unregelmäßiges Schriftbild, die Zeilen kippen nach unten oder oben weg
- Buchstaben und Zahlen werden verdreht
- Buchstaben oder ganze Wörter werden überlesen
- Lesen und Schreiben laufen eher langsam ab, durch die Anstrengung kommt es nach kurzer Zeit zur Ermüdung
Kurz gesagt macht er den Schulalltag anstrengend. Betroffene Kinder brauchen sehr viel mehr Energie und Motivation, um ihre Aufgaben erledigen zu können. Darüber hinaus werden sie in der Schule häufig ermahnt, sich ordentlich hinzusetzen, denn sie sitzen bevorzugt auf einem Bein. Das kann wiederum für Probleme in der Wirbelsäule sorgen und verspannte Schulter-Nacken-Muskulatur fördern, die ihrerseits wiederum Kopfschmerzen begünstigen kann.
Probleme zu Hause
Zu Hause sind die Hausaufgaben ein oft diskutiertes Thema. Diese Kinder sind kluge Köpfe und haben natürlich verstanden, wie beispielsweise das schriftliche Addieren funktioniert. Es geling ihnen allerdings nicht, die Zahlen ordentlich unter einander zu schreiben, weshalb sie beim Rechnen auf falsche Ergebnisse kommen. Auch Lesen und Schreiben sind immer wieder ein großes Thema. Da die Augenkoordination dieser Kinder nicht richtig ausgereift ist, verdrehen sie gerne Buchstaben, lassen Buchstaben, Wörter oder auch gleich ganze Zeilen aus. Beim Abschreiben häufen sich daher die Fehler. Kein Wunder, dass diese Kinder keinen Spaß am Lesen haben.
Erste Hilfe
Den Eltern dieser Kinder rate ich, wie so oft, zu Geduld und Nachsicht. Es bringt nun mal nichts, das Kind beispielsweise zu zwingen, sich richtig hinzusetzen. Das Sitzen auf einem Bein ist eine Kompensationsstrategie. Diese wird das Kind erst ablegen, wenn sie nicht mehr nötig ist. Bei den Hausaufgaben können Eltern ihre Kinder unterstützen, indem sie beispielsweise schriftlichen Rechenaufgaben in mündliche Rechenaufgaben umwandeln.
Verwächst sich das?
Meiner Erfahrung nach verwächst sich das nicht. Lediglich die Kompensationsstrategien ändern sich im Laufe der Jahre.Ich mache in meiner Praxis allerdings die Erfahrung, dass sich die frühkindlichen Reflexe mit gezieltem Training regelhaft ablösen lassen.
Sie habe Ihr Kind wiedererkannt?
Der ein oder andere Punkt kommt Ihnen bekannt vor? Lernen Sie mich unverbindlich in einem ersten Telefonat kennen. Buchen Sie sich gerne ein kostenfreies 15-minütiges telefonisches Erstgespräch und wir besprechen in Ruhe, wie ich Sie und Ihr Kind unterstützen kann. Den Link zum Erstgespräch finden Sie direkt unter diesem Beitrag.