Exkursion frühkindliche Reflexe: STNR

Heute stelle ich Ihnen den symmetrischen tonischen Nackenreflex (STNR) vor. Der STNR entsteht im sechsten bis neunten Monat nach der Geburt und wird etwa drei Monate später integriert. Er ermöglicht dem Baby die Überwindung der Schwerkraft und sorgt dafür, dass es seinen Kopf aufrecht halten und sich dabei vorwärts bewegen kann.

 

Kleine Pulverfässer

Ist der STNR über den zwölften Lebensmonat hinaus noch aktiv, macht zum Beispiel Probleme bei:

  • der Rolle vorwärts und rückwärts
  • beim Abschätzen von Entfernungen und Geschwindigkeiten
  • bei der Kraftdosierung (z.B. Bälle werfen und fangen)

Das liegt daran, dass er die obere Körperhälfte veranlasst eine Gegenbewegung zur unteren auszuführen. Werden Kopf und Arme gebeugt, strecken sich die Beine und umgekehrt. Außerdem sollte ein ausgereifter STNR für Ausdauer und Motivation sorgen. Ist er noch aktiv, sind die betroffenen Kinder meiner Erfahrung nach kleine Pulverfässer. Schmeißen sie beispielsweise ihre Jacke irgendwo auf den Boden und werden aufgefordert, diese an den Haken zu hängen, quittieren sie das schon eimal mit einem Wutausbruch.

 

Schule, Hausaufgaben & Co.

Da die Ausdauer fehlt, ist konzentriertes Arbeiten über einen längeren Zeitraum schwer möglich. Dauern die Aufgaben länger, werden die Fehler häufiger, die Schrift fahriger und die Stifthaltung verkrampfter. Diese Kombination sorgt regelmäßig für Ärger bei den Hausaufgaben. Wen wundert es. Und auch in der Schule fallen diese Kinder durch ihre Ungeduld auf. Sie können nicht warten, bis sie an der Reihe sind und rufen deshalb häufig rein. Bedingt durch eine typischerweise schlechte Auge-Hand-Koordination tun sie sich mit der Schreibschrift schwer und sind auch sonst in feinmotorischen Dingen eher ungeschickt. Um den Anforderungen wenigstens irgendwie gerecht werden zu können sitzen sie häufig im sogenannten W-Sitz auf ihren eigenen Beinen. Logisch, dass sich das negativ auf Skelett und Muskulatur auswirkt.

 

Eltern und Geschwister als Blitzableiter

Da es betroffene Kinder unglaublich viel Kraft kostet, einen Schultag zu überstehen, dien Eltern und Geschwister häufig als Blitzableiter. Darunter leidet natürlich der Familienfrieden. Versuchen Eltern nun, das Verhalten durch Erziehung zu korrigieren, verschlimmert sich die Situation zumeist noch. Wie so oft hilft auch hier nur liebevolle Geduld. Als Sofortmaßnahme empfehle ich den Eltern in meiner Praxis häufig, dem Kind eine Gelegenheit zum Dampf ablassen zu bieten. Das kann beispielsweise ein „Wutkissen“ sein, das malträtiert werden darf.

 

Verwächst sich das noch?

Meiner Erfahrung nach verwächst sich das nicht von alleine. Lediglich die Kompensationsstrategien ändern sich im Laufe der Jahre.Ich mache in meiner Praxis allerdings auch die Erfahrung, dass sich die frühkindlichen Reflexe mit gezieltem Training regelhaft integrieren lassen.

 

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