Nr. 189

Gefühls-Chaos durch Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (VWS)?

Zu den täglichen Aufgaben in meiner Praxis gehört auch, Eltern zu erklären, weshalb ihre Kinder so sind, wie sie sind. Das ist, besonders bei meinen Patient:innen, nicht immer leicht. Denn wenn die Wahrnehmung und Verarbeitung von Sinnesreizen, aus welchen Gründen auch immer, nicht regelhaft funktioniert, können sich Verhaltensmuster ausbilden, die für Außenstehende nicht nachvollziehbar sind. Ein häufiges Thema in meiner Praxis ist der Umgang der Kinder mit ihren Emotionen. Typischerweise neigen betroffene Kinder zu Überreaktionen auf vermeintlich harmlose Ereignisse. Sind sie deshalb ungezogen oder einfach nur Sensibelchen?

Wie aus einer Mücke ein Elefant wird

Um zu verstehen, weshalb diese Kinder häufig sehr emotional reagieren können, muss man verstehen, wie Sinnesreize verarbeitet werden. Zunächst muss der Reiz von dem entsprechenden Organ , beispielsweise Augen, Ohren, Haut oder Gleichgewicht, aufgenommen werden. Darauf folgt die Weiterleitung über die Nervenbahnen und schließlich die Verarbeitung im Gehirn. Schlußendlich werden die Reize interpretiert und in Gefühle übersetzt. Über diesen gesamten Prozess kann es zu Fehlern kommen. Vielleicht wird der Reiz nicht richtig aufgenommen, nicht richtig weitergeleitet, landet nicht an der richtigen Adresse im Gehirn, wird falsch interpretiert oder falsch übersetzt. Egal, an welcher Stelle ein Problem entsteht, das Ergebnis, also das Gefühl, passt vielleicht so gar nicht zur Situation. Aber es ist nun einmal da. Ob es zur Situation passt oder nicht. Und es geht auch nicht, nur weil jemand Außenstehendes zur Mäßigung ermahnt. Und ja, da kann mal ganz schnell aus einer Mücke ein Elefant werden. Übrigens auch bei guter Wahrnehmung kann es gelegentlich zu kleinen Fehlern kommen. Ich bin mir fast sicher, dass auch Sie jemanden kennen, der schreiend vor Angst vor einer kleinen Spinne flüchtet.

Vergleiche mit den Anderen

Betroffene Kinder bekommen oft zu hören, sie sollen sich doch an den anderen Kindern orientieren. Als ob sie das nicht eh schon täten! Das verbessert ihre Situation aber keineswegs. Im Gegenteil. Meiner Erfahrung nach wissen betroffene Kinder ganz genau, dass sie anders Reagieren als ihre Altersgruppe. Da ihre Gefühlswelt aber nun einmal so ist, wie sie ist, leben sie in einem extremen Spannungsfeld. Einerseits können sie ja nicht einfach andere Gefühle fühlen und andererseits wären sie doch so gerne wie die anderen Kinder. Daraus kann ein Gefühl der Ohnmacht oder der Andersartigkeit entstehen. So oder so kratz es aber gewaltig am Selbstbewusstsein.

Schnelle Reizüberflutung

Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen verbrauchen immer Kraft, Ausdauer und Konzentration. Folglich kann es schnell zu einer Reizüberflutung kommen. So kann beispielsweise ein Kindergeburtstag zur Herausforderung werden, da Geräusche, Aktivitäten und Geschmäcker alles andere als Alltag sind. Je mehr Reize verarbeitet werden müssen, desto mehr Fehlinterpretationen können auch vorkommen. Das Kind kann dann zwar versuchen, am Kindergeburtstag teilzuhaben und mitzumachen, steckt selbst allerdings in einem totalen Gefühls-Chaos fest.

Was dahinter stecken kann

In meinen Grunduntersuchungen stelle ich immer wieder fest, dass dahinter übersprungene oder nicht ausreichend durchlaufene Entwicklungsschritte der frühkindlichen Entwicklung stecken. Wahrnehmung muss erworben und erlernt werden, sie ist nicht vorgegeben. Damit die Wahrnehmung gut aufgebaut werden kann, braucht es unter anderem eine gute frühkindliche Entwicklung. Leider ist dieser Entwicklungsprozess störanfällig. Schon eine Erkältung zur falschen Zeit kann einzelne Entwicklungsschritte stören und für Lücken im Bauplan sorgen.

Individueller Lösungsansatz

Ich mache in meiner Praxis die Erfahrung, dass sich diese fehlenden Entwicklungsschritte mit spezialisiertem Training nachreifen lassen. Eltern berichten mir von einer Verbesserung der Situation nach wenigen Trainingseinheiten. Wenn Sie wissen wollen, ob dieses Training auch Ihrem Kind helfen kann, lernen Sie mich am besten unverbindlich in einem ersten Telefonat kennen. Buchen Sie sich gerne ein kostenfreies 15-minütiges telefonisches Erstgespräch und wir besprechen in Ruhe, wie ich Sie und Ihr Kind unterstützen kann. Den Link zum Erstgespräch finden Sie direkt unter diesem Beitrag.

Kennen Sie meinen Newsletter? Tragen Sie sich gerne ein. Die Anmeldung finden Sie ebenfalls direkt unter diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen!