In meiner Praxis sitz ein völlig entnervter Junge mit hoch rotem Kopf. Nennen wir ihn Florian (Name frei erfunden). Er ist neun Jahre alt. Neben ihm sitz seine Mutter und rollt mit den Augen. „Das wäre alles nicht so schlimm, wenn du dich nicht immer so dagegen wehren würdest.“ sagt sie.
Florians Gesicht wird noch dunkler und die Augen bilden kleine Schlitze. „Weil ich wegen dir immer alles neu machen muss! Ständig radierst du raus weil ich dir nicht schön genug schreibe! Nie mache ich was richtig!“ platzt es aus ihm heraus. Und dann kullern Tränen. Dicke Tränen. Begleitet von einer Mischung aus Hilflosigkeit und Wut.
Reibung erzeugt Wärme?
Ich kenne die beiden nun schon seit einiger Zeit und beobachte Florians Schulalltag. Die Hausaufgaben waren von Anfang an ein Thema, allerdings nur am Rande. Florian ist ein helles Köpfchen und sehr erfinderisch darin, die Hausaufgaben zu vermeiden. Inzwischen hat die Mutter die Aufgabe der Hausaufgabenpolizei übernommen und seither haben sich die beiden ständig in der Wolle.
Reibung erzeugt Wärme. Hatte die Mutter mir anfänglich erklärt. Nun ja. Ich erlebe solche Situationen häufig in meiner Praxis. Aus Erfahrung weiß ich, dass man sich an zu viel Wärme auch verbrennen kann. Und Florian brennt gerade lichterloh.
Lösungsfindung in ruhiger Atmosphäre
Ich biete Florian an, dass seine Mutter bei geöffneter Tür im direkt angrenzenden Wartebereich platz nehmen kann. Florians Blick wird gleich ein bisschen heller. Ich kann Florian sehr gut verstehen. Wir unterhalten uns. Die Hausaufgaben müssen leider sein. Die will die Schule. Auf meine Frage, ob er eine Idee hat, wie eine Lösung für ihn aussehen könnte, antwortet er mir sofort: „Wenn ich weniger abschreiben müsste. Und wenn die Mama nicht dabei wäre. Dann ginge das bestimmt besser.“
Ich habe bei Florian festgestellt, dass er keine sauberen Seheindrücke erzeugen kann. Bei ihm wabern die Buchstaben ineinander. Deshalb liest er nicht gerne und hat auch Schwierigkeiten beim Abschreiben. Insofern kann ich seinen Wunsch nachvollziehen. Wir überlegen gemeinsam, wie es umsetzbar wäre.
Florian macht selbst den Vorschlag, die Hausaufgaben in der Betreuung in der Schule zu erledigen. Nur für das Abschreiben hat er keine Lösung. Ich biete ihm an, der Schule zu schreiben, die Situation zu erklären und um weniger Abscheib-Arbeiten zu bitten. So kann die Schule aktiv unsere Therapie unterstützen und wir gewinnen Zeit.
Einfach mal machen
Florians Mutter ist erstaunt über das Ergebnis. Sie kann sich auf eine Testphase in der Hausaufgabenbetreuung einlassen. Obwohl sie Bedenken hat, dass die Hausaufgaben dann wieder nicht gemacht werden. Auch die Schule signalisiert ihre Bereitschaft zur Unterstützung. In der Hausaufgabenbetreuung ist zum Glück ein Platz frei.
Als ich Florian vier Wochen später wieder in meiner Praxis sehe, frage ich ihn, wie es ihm mit den Hausaufgaben nun geht. „Spaß machen die immer noch nicht! Aber es ist okay.“ antwortet er mir.
Meiner Erfahrung nach gibt es für angespannte Hausaufgaben-Situationen immer eine Lösung. Die ewigen Streitereien müssen nicht sein! Und es ist doch viel schöner, gemeinsam zu Lachen als über Hausaufgaben zu streiten.
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