Ich erlebe in meiner Praxis häufig Eltern, die mit den Augen rollen und ihr Kind auffordern: „Hör doch endlich mal zu!“ Meist dann, wenn das Kind in meiner Grunduntersuchung meine Anweisungen nicht oder nicht richtig umsetzt. Fast ebenso häufig erkläre ich dann im Anschluss an die Grunduntersuchung, dass das Problem nicht an den Ohren liegt, sondern eher dazwischen. Und das mein ich keinesfalls abwertend!
Sprachentwicklung verzögert
Die Entwicklung unserer Hörwahrnehmung ist ein komplexer Vorgang und kann leider, zum Beispiel durch häufige Mittelohrentzünungen, beeinträchtigt werden. Logisch, wenn ich wie durch Watte höre, bekomme ich wichtige Nuancen, beispielsweise der Sprachsegmentierung oder der Lautbildung, nicht mit. Dies kann in der Folge zu einer Verzögerungen der Sprachentwicklung führen. So können beispielsweise einzelne Laute nicht gebildet werden oder die Sprache kann verwaschen sein. Auch die Sprachdifferenzierung kann in Mitleidenschaft gezogen werden. So können beispielsweise
- lange und kurze Laute nicht unterschieden werden, etwa wie bei Hasen – hassen oder Wahl – Wall
- ähnlich klingende Laute wie bei gelb – Geld oder einem – einen vertauscht werden
In diesen Fällen fallen Kinder häufig auf, weil sie
- mündliche Aufgaben nur schwer umgesetzten können
- kein Spaß an Singspielen haben
- kein Spaß an Reimen haben
- mündliche Anweisungen nicht oder nicht vollständig befolgen können
Ungezogen oder entwicklungsverzögert?
Was damit dummerweise damit einher geht sind häufige Fehler in Diktaten. Klar, was ich nicht richtig hören kann, kann ich auch nicht richtig zu Papier bringen. Durch die Schwierigkeiten beim Befolgen mündlicher Anweisungen gelten betroffene Kinder, je nach individuellem Verhalten, entweder als ungezogen oder nicht altersgemäß entwickelt. Auch den Eltern ist meist schon aufgefallen, dass mit der Hörverarbeitung irgend etwas nicht stimmt. Für sie ist es daher logisch, einen Ohrenarzt aufzusuchen.
Meiner Erfahrung nach sind diese Kinder bei der ohrenärztlichen Untersuchung allerdings unauffällig. Und leider hilft auch die Aufforderung der Eltern oder Lehrer, endlich einmal richtig zu zuhören nicht weiter. In meiner Praxis erkläre ich oft, dass das Problem nicht die Ohren sind, sonder die Reizverarbeitung im Gehirn. Salopp formuliert, kommt das Gehörte nicht, oder nur über Umwege, an der richtigen Stelle an. Je klüger ein Kind ist, umso besser kann es ein solches Defizit kompensieren. Kompensation benötigt allerdings immer zusätzlich Zeit, Kraft, Konzentration und Ausdauer, die für andere Aufgaben fehlen.
Und nun?
Die Frühkindliche Entwicklung spielt auch für die Hörverarbeitung eine große Rolle. In meiner Praxis mache ich gute Erfahrungen mit der Wahrnehmungstherapie. Sie kann in vielen Bereichen Entlastung bringen, so auch in der Hörverarbeitung.
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