In Gedanken lernen

In Gedanken lernen

Neulich erzählt mir die Mutter meiner jungen Patientin, Ihre Tochter habe mit dem Klavierspielen begonnen. Seither gäbe es nicht nur den Streit über die Hausaufgaben sondern auch noch über die nötigen Klavierübungen. Sie fragt mich, ob es nicht besser wäre, den Klavierunterricht zu beenden.

Fortschritt ohne Übung?

Ich kann gut verstehen, wie nervenaufreibend die Diskussionen um Hausaufgaben und Klavierunterricht sein können. Den Wunsch der Mutter, wenigstens ein Thema loszuwerden kann ich durchaus nachvollziehen. Verständnis habe ich ebenso für meine junge Patientin, die sofort protestiert und den Klavierunterricht auf gar keinen Fall aufgeben will. Also hake ich nach und frage, wie die Klavierschule den Fortschritt beurteilt. Und siehe da, die jungen Dame macht durchaus große Fortschritte, obwohl sie zu Hause nicht spielt.

Vorstellungskraft

Zu den täglichen Aufgaben in meiner Praxis gehört, Eltern zu erklären, weshalb ihre Kinder sind, wie sie sind. So auch in diesem Fall. Für die Mutter ist es völlig unvorstellbar, ihre Tochter könnte ohne Übung besser werden. Also frage ich meine kleine Patientin, was genau sie denn tue, um ihr Klavierspiel zu verbessern. Erst schaut sie mich fragend an. Dann sagt sie: „Ich muss doch alleine mit dem Bus zur Schule und zurück fahren. Das ist so langweilig. Da stelle ich mir immer vor, ich würde spielen. Am Klavier übe ich so gut wie nie.“ Da die Mutter nun fragend schaut, erkläre ich ihr wie das Gehirn lernt.

Wenn wir etwas Neues lernen, bildet sich in unserem Gehirn eine Art Trampelpfad durch den Dschungel. Dieser wird umso breiter, je mehr wir üben. Das wirklich faszinierende an unserem Gehirn ist, es macht dabei keinen Unterschied, ob wir wirklich etwas tun oder es uns nur intensiv vorstellen. Im Gegensatz zu unserer Muskulatur, die bewegt werden muss, um aufgebaut werden zu können. Da es also in dem ganz konkreten Fall des Klavierspiels offensichtlich ausreicht, in Gedanken zu lernen, können wir einen guten Kompromiss schließen. Solange die Klavierschule gute Fortschritte meldet, muss zu Hause nicht am Klavier geübt werden. Damit ist meine junge Patientin einverstanden, da sie weiterhin Klavier spielen darf. Ihre Mutter lässt sich auf den Kompromiss ein, da es so ein Streitthema weniger gibt.

Unterstützung für Familien

Kinder mit besondern Fähigkeiten können anstrengend für Ihre Eltern werden. Kennen Sie das auch und fühlen sich alleine gelassen? Dann lernen Sie mich unverbindlich in einem ersten Telefonat kennen. Buchen Sie sich gerne ein kostenfreies 15-minütiges telefonisches Erstgespräch und wir besprechen in Ruhe, wie ich Sie, Ihre Famile und Ihr Kind unterstützen kann. Den Link zum Erstgespräch finden Sie direkt unter diesem Beitrag.