Kann man Kinder irgendwo zurückgeben?

Ich erlebe in meiner Praxis immer wieder Eltern, die sich genau diese Frage stellen: Kann man Kinder irgendwo zurückgeben? Natürlich haben diese Eltern ein scheußlich schlechtes Gewissen für diesen Gedanken. Ich kann gut verstehen, in welchem Spannungsfeld sie sich befinden.

Selbstverständlich lieben diese Eltern ihre Kinder und würden sie niemals irgendwo zurückgeben. Dennoch gibt es diese kleinen Momente schier grenzenloser Verzweiflung. Und dann mischt sich in all die gefühlte Machtlosigkeit auch noch Resignation hinein.

 

Flut von Ratgebern

Wie konnte es nur so weit kommen? Nun, schon als ich junge Mutter war (und das ist dann doch schon ein wenig her) gab es jede Menge Erziehungsratgeber. In den Buchhandlungen gab es eigene Regale dafür. Jeder Ratgeber wusste besser wie man Kinder zu erziehen hat als der andere. Und damit die Eltern ganz sicher nicht ahnungslos blieben, waren die diversen, eigens für Eltern geschriebenen Zeitschriften, ebenfalls gespickt voll mit Erziehungstips. Um ganz sicher zu sein, wirklich auch alle Eltern erreichen zu können, gab es dann auch noch passende Fernsehformate.

Ich habe damals schon einen großen Bogen um all diese Ratgeber gemacht. Für mich waren und sind die allesamt sehr übergriffig. Sie sprechen mir nämlich die Fähigkeit ab, das Menschlein, das ich zur Welt gebracht habe, unbeschadet groß zu bekommen. Nennen Sie mich überheblich, aber ich finde gesunden Menschenverstand völlig ausreichend! Auf meiner Entbindungsstation hing ein liebevoll dekorierter Leitspruch: „Wir müssen unsere Kinder nicht erziehen – sie machen uns eh nach.“ war dort zu lesen. Tatsächlich ist dies der einzige Rat, den ich in puncot Erziehung jemals angenommen habe.

Soziale Medien

Heutzutage stellt sich die Situation komplexer dar: Es gibt nicht nur jede Menge Bücher. Hinzu kommen die diversen sozialen Medien, über die uns jeder neue Trend im nu erricht. Auch der neueste Hype bezüglich der einen einzigen Erziehungs-Zauberformel. Täglich neu. Als Eltern entkommen Sie dem ja nur, wenn sich sich eine einsame Insel ohne Internet suchen! Selbst diejenigen, die diesen Kanälen keine Aufmerksamkeit schenken, werden von den anderen Eltern in ihrem Umfeld (also beispielsweise aus dem Kindergarten oder der Schule) auf dem Laufenden gehalten. Ob sie nun wollen oder nicht.

Das ist jedoch längst nicht alles. Denn auch um das Thema der einzigen korrekten Ernährungsform für Kinder (und am besten gleich die für ganze Familie) wird ebenso unfassbar viel Rummel gemacht. Kein Wunder, dass sich Eltern damit überfordert fühlen!

 

Und wenn das Problem mit Erziehung nicht zu lösen ist?

Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, dass bei meinen kleinen Patienten Erziehung niemals helfen wird. Diese sind nämlich nicht außer Rand und Band, weil sie ihren Eltern auf der Nase rumtanzen wollen. Ihnen fehlt schlicht weg eine Handlungsalternative.

Nehmen wir einmal an, ein Kind ist besonders geräuschempfindlich. Nun hat es zumindest den Vormittag in der Schule oder im Kindergarten verbracht. Ihm dröhnt der Kopf, es will nur noch seine Ruhe. Das alleine wäre ja schon ein Grund, gereizt zu reagieren. Meiner Erfahrung nach kommen allerdings weitere Reize hinzu, die nicht adäquat verarbeitet werden können. Das Kind macht also auch ständig die Erfahrung, anders zu reagieren als sein Umfeld es erwartet. Da kann sich schon mal richtiger Frust breit machen. Wenn beim nach Hause kommen dann die Jacke einfach irgendwo hingeworfen wird und die Mutter das Kind bittet, diese aufzuhängen, kann das schon mal einem Stich in ein Wespennest gleichen. Dieser wird dann gerne mit schreien, kreischen, aufstampfen und Türen schlagen quittiert und lässt eine ratlose Mutter zurück.

 

Die ganze Familie ist betroffen

Die kurze Zündschnur des Kindes macht sich auch sonst im Familienalltag bemerkbar. Es gibt häufig Ärger mit Geschwistern oder Eltern. Wutausbrüche sind an der Tagesordnung, manchmal steigern sie sich in aggressives Verhalten. Von harmonischem Familienleben keine Spur! So hatten Sie sich das Elternsein nicht vorgestellt. In Ihren dunklen Momenten ertappen Sie sich dann bei dem Gedanken: Kann man Kinder irgendwo zurückgeben?

 

Sie sind nicht schuld!

Sie haben als Eltern nicht versagt! All die Ratgeber haben Sie verwirrt und Sie wissen gar nicht mehr, was Sie noch probieren sollen? Die schlechte Nachricht zuerst: Mit Erziehung kommen Sie hier nicht weiter. Die gute Nachricht: Defizite in der Wahrnehmung lassen sich meiner Erfahrung nach in jedem Alter gut behandeln.

 

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