Wenn wir im Sommer Urlaub am Meer machen, liebe ich es den Wellen zuzuschauen. Das gleichmäßige Rauschen hat etwas hypnotisierendes. Einfach einmal nichts denken und nichts tun zu müssen ist herrlich!
Im Alltag fallen auch mir diese Pausen mit völligem Nichtstun schwer. Schließlich gibt es immer noch ein Fachbuch zu lesen, einen Blogbeitrag zu schreiben, etwas zu putzen, oder, oder, oder. Da meldet sich schnell das Pflichtbewusstsein, während ich versuche, Löcher in die Luft zu gucken.
Wochenpläne und Hausaufgaben
Den meisten Schülern geht es da ganz ähnlich. Bereits in der Grundschule lernen sie, dass Wochenpläne zu erfüllen sind. Was unter der Woche in der Schule nicht geschafft wird, muss am Wochenende zu Hause nachgearbeitet werden. In meiner Praxis erlebe ich häufig, dass in den weiterführenden Schulen das Wochenende bewusst für schulische Aufgaben verplant wird. Ein entspanntes Wochenende ist so nicht möglich. Erholung auch nicht.
Technische Herausforderungen
Dazu kommt noch, dass unsere Kinder eine Menge technischer Helferlein beherrschen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde es großartig, mit welcher Selbstverständlichkeit junge Menschen die Technik nutzen. Ich selbst gehöre noch zu der Generation, die Computer ohne Maus und Telefone mit Wählscheibe kennt. Da bin ich oftmals froh, wenn mein Kind meinen Computer besser beherrscht als ich und mir hilft.
Die technische Entwicklung ist wie sie ist. Die Herausforderung für uns ist nun, sinnvoll damit umzugehen. Wenn ständig der E-Mail-Eingang pingt oder das Handy mit einer neuen Nachricht brummt, während ich am Schreibtisch arbeite (oder Hausaufgaben mache), ist das mit der Konzentration so eine Sache.
Die Multitasking-Lüge
Lange Zeit galt Multitasking als der heilige Gral der Effizienz. Was für ein Quatsch! Ich kann zwar gleichzeitig sprechen und gehen. Aber ich kann nicht gleichzeitig lesen und rechnen. Kognitive Prozesse (also all die Dinge, für die ich die volle Aufmerksamkeit meines Gehirns brauche) lassen sich nicht parallel schalten. Haben Sie schon eimal darüber nachgedacht, dass selbst der Computer, der ja gerne mal als Paradebeispiel für Multitasking bemüht wird, einen Schritt nach dem anderen tut? (Zugegeben der kann dass verflixt schnell.)
Durch die schnelle Taktung unsers Alltags verlernen wir allerdings an einer Sache dran zu bleiben. Selbst, wenn es um das süße Nichtstun geht. Dabei sind diese Phasen so unglaublich wichtig für unser Gehirn. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass wir oft die besten Ideen haben, kurz bevor wir einschlafen? Das liegt daran, dass wir dann so schön entspannt sind.
Mach mal Pause!
So ähnlich verhält sich das auch mit den Wellen am Strand. Nur wenn wir uns so richtig langweilen, kommen wir auf kreative Lösungen. Ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht: Wir brauchen Pausen!
Falls Sie für Ihr Pflichtgefühl nun ein gutes Argument zum Nichtstun brauchen, Bitteschön: Konzentriert an einer Sache zu bleiben lerne ich nur, wenn ich es tue. Für das Gehirn ist es dabei egal, ob ich konzentriert an etwas arbeite oder konzentriert nichts tue. Wenn ich also meine Konzentration mit Nichtstun trainiere, schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich übe, an einer Sache dran zu bleiben und mache gleichzeitig eine wichtige Pause. Ist das nicht wunderbar?
Quintessenz
Trainieren Sie also mit Ihrem Kind gerne Ihre Konzentration, indem Sie gemeinsam dem Gras beim wachsen zuschauen. Ihre Konzentration wird es Ihnen danken!
Ihr Kind hat dennoch Konzentrationsprobleme?
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