Perfektionismus ist super!

Jedes mal, wenn ich glaube, schon alles zu kennen und alles gesehen zu haben, begegnen mir Patienten, die mich eines besseren belehren. Normalerweise sind Eltern besorgt, wenn Ihre Kinder zum Perfektionismus neigen und sich selbst großen Eigendruck machen. Normalerweise.

Picobello aus dem Ei gepellt

Die Mutter meines Trainingskindes ist ein wenig entsetzt, als ich sage, dass ich ihr Kind gerne von seinem Perfektionismus befreien würde. Wenigstens ein kleines Bisschen. Sie ist nicht etwa entsetzt, weil ich ich mich auf dieses – zugegeben – herausfordernde Thema einlasse, sondern weil sie es richtig gut findet, dass ihr Kind so perfektionistisch veranlagt ist. Ernsthaft? Ja, sie findet Perfektionismus ist super. Okay, ich verstehe, weshalb ihr das gefällt. Ihr Kind hat ein blitzeblankes Zimmer, in dem weder Spielsachen noch Kleidung auf dem Boden verteilt liegen. Der Schreibtisch ist immer picobello aufgeräumt und selbst wenn ihr Kind bei der Gartenarbeit hilft, sieht es danach aus wie aus dem Ei gepellt.

Matschparty

Ich verstehe die Mutter. Wenn ich allerdings daran denke, wie das bei uns früher war, fällt es mir schwer zu glauben, dass das Kind im Garten wirklich Spaß hat. Also wenn mein Kind mit mir im Garten war hätte man auch eine Stunde später noch bedenkenlos Koikarpfen dort aussetzen können, obwohl wir nie einen Teich hatten. Dementsprechend sah mein Kind aus. Meist habe ich es dann vor der Tür ausgezogen und direkt unter die Dusche getragen. Dass sich mein Kind im Garten nicht dreckig machen würde war für mich völlig unvorstellbar. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte der Mutter keineswegs Matschpartys verordnen. Und selbstverständlich ist mein Weg nicht für jeden der passende. Es ist eben meiner. Aus therapeutischer Sicht finde ich Perfektionismus dennoch nicht ganz so chic.

Der kleinste gemeinsame Nenner

Perfektionismus geht typischerweise mit hohem Eigendruck einher. Wenn immer alles ganz genau so und mindestens 100ig richtig sein muss, nie etwas an einem anderen Platz liegen oder dreckig werden darf, ist der kleinste gemeinsame Nenner die Angst, die dahinter steht. Vielleicht ist es die Angst, sonst nicht geliebt zu werden oder die Angst, sonst nicht genug zu strahlen um wahrgenommen zu werden. Vielleicht auch Angst zu versagen, im Chaos zu versinken oder die Kontrolle zu verlieren. Ängste gibt es ja nun wahrlich genug. Und genau deshalb finde ich Perfektionismus gar nicht super.

Gezieltes Training

Meiner Erfahrung nach können Perfektionismus und Eigendruck, ebenso wie auch mangelndes Selbstvertrauen, in der frühkindlichen Entwicklung begründet sein. Ich erlebe in meiner Praxis immer wieder, wie eine nicht planmäßige Reflexintegration für verschiedene Probleme sorgen kann. Ich mache allerdings auch die Erfahrung, dass ein gezieltes neuropysiologisches Training Linderung der Symptomatik bewirken kann. Eltern berichten mir, dass sie bereits nach wenigen Trainingseinheiten erste Fortschritte beobachten.

Individuelle Unterstützung

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