Ich freue mich ja, wenn meine Patienten sich vorab informieren. Allerdings mache ich regelmäßig die Erfahrung, dass Dr. Google kein besonders guter Diagnostiker ist. Also fangen meine telefonischen Erstgespräche manchmal so an: „Ich habe das schon gegoogelt, mein Kind hat ganz sicher ADHS. Jetzt erzählt mir die Mutter eines Klassenkameraden meines Kindes, das sei so ein Wahrnehmungs-Dings und wir sollen uns mal bei Ihnen melden, Sie könnten da helfen.“
Wahrnehmungsentwicklung
Na dann schauen wir mal. Das „Wahrnehmungs-Dings“ entwickelt sich im Laufe des ersten Lebensjahres. Hier wird das Fundament für eine gute Wahrnehmungsverarbeitung gelegt. Die Basis für eine gute Grobmotorik, eine schöne Feinmotorik, das Sehen, das Hören sowie die Reizverarbeitung über die Haut (und damit verbunden das Riechen und Schmecken) entsteht. Dieser Entwicklungsprozess ist fein aufeinander abgestimmt und leider anfällig. Werden die natürlichen Phasen der Wahrnehmungsentwicklung nicht oder nicht ausreichend durchlaufen oder beispielsweise durch Krankheiten beeinträchtigt, kann das Probleme machen. Wie sich diese Probleme dann äußern ist ganz unterschiedlich. Meiner Erfahrung nach ähneln sie tatsächlich gerne mal der ADHS-Symptomatik. Weshalb ist das so?
Fehlende Handlungsalternativen
Zeigen sich Defizite in der Wahrnehmungsentwicklung kann es unter anderem zu Konzentrationsmangel, schlechter Impulskontrolle und Ungeduld kommen. Beispielsweise wird dann die Schrift immer fahriger und Fehler häufen sich, je länger gearbeitet wird. Die Kinder selbst sind häufig frustriert, da sie erkennen, dass sie anders reagieren, als es von ihnen erwartet wird. Sie tun sich schwer mit Dingen, die ihren Klassenkameraden mühelos gelingen. Zu allem Überfluss haben sie für sich keine Handlungsalternativen. All das hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun und macht diese Kinder hilflos und wütend. Da ist die Zündschnur schon mal etwas kürzer und das Kind ein Pulverfass.
Erziehung ist keine Lösung
Wie gesagt, diese Kinder können nicht anders reagieren. Deshalb ist Erziehung hier auch keine Lösung. Mein Rat: Versuchen Sie die Nerven zu bewahren, auch wenn Ihr Kind wie Rumpelstilzchen durch die Wohnung tobt oder die Hausaufgaben mal wieder zum Streitthema werden. Es ist niemandem geholfen, wenn Sie aus der Haut fahren und die Situation völlig eskaliert.
Lösungsansatz
Gerade weil das Verhalten bei ADHS und Defiziten in der Wahrnehmungsverarbeitung so ähnlich sein kann, lohnt es sich, genau hinzuschauen. Ich mache in meiner Praxis die Erfahrung, dass sich frühkindliche Entwicklungsschritte nacharbeiten lassen und Verbesserungen in jedem Alter erreicht werden können. Ich beobachte, je besser die Reizverarbeitung beim Kind funktioniert, desto entspannter wird die Situation im Alltag, in der Schule und vor allem in der Familie.
Hören wir uns?
Sie wollen wissen, wie ich Sie und Ihr Kind konkret unterstützen kann? Dann lernen Sie mich unverbindlich in einem ersten Telefonat kennen. Buchen Sie sich gerne ein kostenfreies 15-minütiges telefonisches Erstgespräch und wir besprechen das in Ruhe. Den Link zum Erstgespräch finden Sie direkt unter diesem Beitrag.