Nr. 173

Sprachentwicklung und was Sie darüber wissen sollten

Wenn Sie meine Beiträge regelmäßig lesen, wissen Sie, dass ich nicht viel von starren Zeitangaben für kindliche Entwicklungsschritte halte. Entwicklung ist nun mal individuell und lässt sich nicht auf den Tag genau abschließen. Dennoch geben diese Zeitangaben ein Gefühl dafür, ob eine Entwicklung noch normal oder bereits verzögert ist. Außerdem können sie aufmerksam machen, wenn ein Entwicklungsschritt ausgelassen wird. In diesem Beitrag erfahren Sie, weshalb Kinder beim Spracherwerb unterschiedlich schnell voran kommen und ab wann eine verzögerte Sprachentwicklung abgeklärt werden muss.

Typische Meilensteine

In der Literatur finden sich typische Meilensteine der Sprachentwicklung. Mit 6-12 Monaten fangen Babys an zu brabbeln. Kurz darauf folgen erste einfache Worte, meist Mama oder Papa. Im Alter von 18-24 Monaten bildet das Kind die sogenannten Zweiwortsätze. Kurz darauf wächst der Wortschatz exponentiell und ab ca. drei Jahren kann das Kind bereits kleine Geschichten erzählen. Bis zum Schuleintritt, im Alter von fünf bis sechs Jahren, ist die Sprachentwicklung größtenteils abgeschlossen. Das Kind verfügt dann über eine großen Wortschatz und kann grammatikalisch richtige Sätze bilden.

Jungs sind anders, Mädchen auch

Typischerweise zeigen Mädchen mehr Interesse für Sprache, finden leichter Zugang und sind kommunikativer. Jungs hingegen sind eher an Bewegung, erforschen und entdecken interessiert. Da Kinder zum Zeitpunkt der ersten Sprachentwicklung allgering noch nicht so sehr gesellschaftlich geprägt sind und sie noch kein Rollenbewusstsein haben, hängt das Tempo der Sprachentwicklung eher von der Bezugsperson ab. Je mehr die Bezugsperson mit dem Kind redet, desto eher wird das Kind Sprache als Instrument der Verständigung begreifen.

Soziale Interaktion

Natürlich ist Sprache soziale Interaktion. Allerdings braucht das Kind für ihren Erwerb durchaus auch soziale Kontakte. Liebe, Zuneigung, Empathie und Wohlwollen fördern den Spracherwerb. Umgekehrt ist es einem Kind nicht möglich, die Muttersprache beispielsweise von einem Bildschirm zu erlernen. Selbst dann nicht, wenn die Mutter die Übungsfilme einspricht. Wir sind nun mal sehr komplexe, sozial interagierende Wesen. Wenn Sie also die Sprachentwicklung Ihres Kindes fördern wollen, reden Sie viel mit ihm. Schauen Sie ihm dabei am besten in die Augen, das erzeugt Bindung und signalisiert Empathie. Übrigens tun sich meiner Erfahrung nach die Kinder mit dem Erwerb von Sprache und Schriftsprache wesentlich leichter, die viel vorgelesen bekommen haben. Zelebrieren Sie also gerne das Ritual der Gute Nacht Geschichte.

Ein Wort zu Zweiwortsätzen

Ich erlebe in meiner Praxis immer wieder besorgte Eltern, deren Kind keine Zweiwortsätze bildet und auch sonst wendig spricht. Nun kommt es natürlich auf den gesamten Kontext an und ich möchte hier auf gar keinen Fall dazu raten, nichts zu tun, wenn Sie sich als Eltern sorgen. Allerdings erlebe ich Kinder, die zwar die Zweiwortsätze auslassen, dafür sehr aufmerksam zuhören und dann plötzlich ganze, grammatikalisch korrekte, Sätze bilden. Wie gesagt, nicht jede Entwicklung hält sich an die vorgegebenen Meilensteine.

Entwicklung, die der Abklärung bedarf

Wenn ein Kind in der sprachlichen Entwicklung Verzögerungen aufweist, ist dennoch Abklärung wichtig. Hierfür kann es eine Vielzahl an möglichen Ursachen geben. Eine davon ist die auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS). Mehr über die AVWS erfahren Sie im nächsten Beitrag.

Individuelle Beratung

Sie sind sich unsicher, ob die sprachliche Entwicklung Ihres Kindes normal ist oder haben den Verdacht, es könnte unter einer AVWS leiden? Lernen Sie mich unverbindlich in einem ersten Telefonat kennen. Buchen Sie sich gerne ein kostenfreies 15-minütiges telefonisches Erstgespräch und wir besprechen in Ruhe, wie ich Sie und Ihr Kind unterstützen kann. Den Link zum Erstgespräch finden Sie direkt unter diesem Beitrag.