Ungeduldige Kinder sind anstrengend. Egal ob sie ihre Eltern bedrängen oder im Unterricht beim melden immer mit dem Finger schnippen. Oder noch besser, gleich die Lösung rufen, bevor es ein anderer tun kann.
So vielfältig die Ausprägungen der Ungeduld sind, so vielfältig sind auch die Hintergründe. Manche sind offensichtlich und andere gut versteckt. Und um es gleich vorweg zu nehmen, meiner Erfahrung nach ist sie in den seltensten Fällen eine Frage der Erziehung. Lassen Sie mich ein paar Beispiele für mögliche Ursachen machen:
Ungeduld bei klugen Kindern
Max (Name zufällig gewählt) ist ein aufgeweckter Grundschüler. Die Schule mag er trotzdem nicht besonders. Der Unterricht ist ihm zu langweilig. Er ist vielseitig interessiert, allerdings an Themen, die nicht unbedingt seinem Alter entsprechen. Wenn er zu Hause eine Frage hat, muss diese sofort von der Mutter beantwortet werden. Was wiederum dazu führt, dass Max sich zwar alleine beschäftigt, sein Mutter jedoch immer in unmittelbarer Nähe sein muss. Die Mutter empfindet dieses Verhalten als anstrengend und hat schon manch erzieherische Maßnahme ausprobiert. Ohne Erfolg.
In meiner Praxis stelle ich häufig fest, was das Problem für kluge Kinder ist: In der Schule werden ihre Fragen oft nicht oder nicht zufriedenstellend beantwortet. Deshalb brauchen diese Kinder ihre Eltern als wandelndes Lexikon ständig neben sich.
Ungeduld aus Unsicherheit
Lars (Name zufällig gewählt) ist ebenfalls Grundschüler. Er ist eher schüchtern und zurückhaltend. Alles in allem kommt er in der Schule gut mit. Obwohl er eher ein ruhiger Schüler ist und sich selten meldet, schnippt er wie wild mit den Fingern, wenn er einmal die Antwort sagen will.
Aus meiner Praxiserfahrung lässt sich das so erklären: Bedingt dadurch, dass Lars eher schüchtern ist, kostet es ihn Überwindung, sich zu melden. Nimmt er all seinen Mut zusammen, muss er die Antwort schnell los werden, bevor der Mut ihn wieder verlässt.
Ungeduld aus Eigendruck
Marie (Name zufällig gewählt) drängelt sich im Kindergarten bei allem vor. Egal ob es um Bastelmaterial, Bücher, Spiele oder Essen geht. Sie will immer die erste sein. Auch wenn sie beispielsweise ein Bild fertig gemalt hat, muss sofort eine Erzieherin das Werk begutachten. Und wehen wenn nicht, dann gibt es schon einmal einen Trotzanfall oder einen Wutausbruch.
Meiner Erfahrung nach braucht Marie diese Bestätigung, weil sie sich ihrer selbst nicht sicher ist. Wenn sie nicht immer und überall die erste ist, hat sie das Gefühl, nicht dazu zu gehören und vielleicht sogar nicht gemocht zu werden.
Was haben Max, Lars und Marie gemeinsam?
In meiner Praxis erlebe ich es häufig, dass in der frühkindlichen Entwicklung dieser Kinder etwas nicht optimal gelaufen ist. Vielleicht wurde ein Entwicklungsschritt nicht vollständig abgeschlossen oder gar übersprungen. Ungewöhnliche Verhaltensweisen können dann eine Folge sein.
Sie haben nicht versagt!
Sie als Eltern haben in ihrer Erziehung nicht versagt. Es ist ja auch gar kein Erziehungsproblem. Wenn die Ursache eine nicht regelhaft durchlaufene frühkindliche Entwicklung ist, braucht es eben keine Erziehung sondern das gezielte nachreifen der entsprechenden Entwicklungsschritte.
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