Visuelle Probleme bei Kindern erkennen

Visuelle Probleme bei Kindern erkennen

Wenn ich mit Eltern spreche, deren Kinder visuelle Probleme haben, fällt mir immer wieder auf, wie lange es gedauert hat, bis jemand erkannt hat, dass das Kind ein Problem hat. Stelle ich dann bei der Untersuchung feste, dass der Seheindruck des Kindes beispielsweise die Buchstaben ineinander laufen lässt, sage ich das. Die Reaktionen sind typischerweise gleich: Das betroffene Kind nicht erleichtert, das dazugehörige Elternteil ist überrascht, weshalb das Kind denn noch nie etwas gesagt hat.

Komplexes Zusammenspiel

Um einen guten, stabilen Seheindruck erzeugen zu können, braucht es ein harmonisches Zusammenspiel komplexer Funktionen des Sehens. Die Augenmuskeln müssen die Augen in die richtige Position bringen. Beim beobachten bewegter Objekte oder beim Lesen müssen sie beide Augen geschmeidig leiten. Gelingt dies nicht, kann es beispielsweise zu bruchstückartigen Seheindrücken kommen. Die Augenlinse muss zeitgleich auf die richtige Distanz scharf stellen können. Gelingt ihr das nicht, gibt es ein unscharfes Bild. Die Seheindrücke beider Augen müssen im Gehirn dann auch noch zu einem Bild zusammengesetzt werden. Gelingt dies nicht, weil beispielsweise ein Auge keine verlässlichen Seheindrücke liefert, werden seine Informationen vom Gehirn nicht weiterverarbeitet, es wird ausgeblendet. All diese Funktionen sind dynamisch und funktionieren im Idealfall als Team.

Streit im Team

Bei visuellen Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen sind die Augen zwar gesund, die einzelnen Funktionen arbeiten aber gegeneinander statt miteinander. Es gibt so zu sagen Streit im Team. Nun können die individuellen Auswirkungen sehr unterschiedlich sein. Dennoch gibt es ein paar Auffälligkeiten, die sich meiner Erfahrung nach beobachten lassen.

1. Abdecken eines Auges

Das Kind verdeckt ein Auge beispielsweise mit seinen Haaren, seiner Kappe oder stützt sich so auf seine Hand, dass diese das Auge abdeckt.

2. Unregelmäßiges Schriftbild

Zu große oder zu kleine Buchstaben, krakelige Schrift und unregelmäßige Abstände können ebenfalls ein Hinweis auf visuelle Probleme sein.

3. Überlesen von Wörtern

Das Überlesen von Buchstaben, Wörtern oder ganzen Zeilen kann ebenfalls ein Hinweis ein. Betroffene Kinder legen sich gerne ein Lineal unter die Zeile oder fahren mit dem Finger an ihr entlang. Das Überlesen ist in diesem Fall keine Frage der Konzentration oder der Aufmerksamkeit.

4. Buchstaben- und Zahlendreher

Auch das Vertauschen ähnlich aussehender Buchstaben wie beispielsweise b und d oder das Verdrehen von Zahlen kann ein Hinweis sein.

5. Leseunlust

Da das Kind zum Lesen unglaubliche Anstrengung aufwenden muss, hat es selten Spaß daran. Außerdem fällt ihm das Lesenlernen, aufgrund der schlechten Seheindrücke, trotz guter Intelligenz schwer.

Schnelle Ermüdung

Ist Ihr Kind betroffen, kann es sein visuelles Problem zumeist nicht benennen. Schließlich ist es ja sein ganz normaler Seheindruck. Und woher sollte es wissen, dass das nicht normal ist. Meiner Erfahrung nach leiden diese Kinder auf unterschiedlichen Ebenen. Einerseits gelingt ihnen nicht, was ihre Klassenkameraden mühelos ableisten, andererseits wissen sie, dass sie durchaus klug genug dafür sind. Darüber hinaus brauchen sie zur Kompensation ihrer Defizite zusätzlich Kraft und Ausdauer, was sie schneller ermüden lässt.

Lösungsansatz

Ich mache in meiner Praxis die Erfahrung, dass sich Seheindrücke mit gezielten Übungen stabilisieren lassen können. Eltern berichten mir häufig nach ein paar Trainingseinheiten, dass Ihr Kind plötzlich Spaß am Lesen hat.

Wie es weiter gehen kann

Sie haben den Verdacht, Ihr Kind könnte betroffen? Lernen Sie mich unverbindlich in einem ersten Telefonat kennen. Buchen Sie sich gerne ein kostenfreies 15-minütiges telefonisches Erstgespräch und wir besprechen in Ruhe, wie ich Sie und Ihr Kind unterstützen kann. Den Link zum Erstgespräch finden Sie direkt unter diesem Beitrag.