Sich dazugehörig zu fühlen ist für uns alle wichtig. Egal ob es um die Zugehörigkeit zu einer Familie, zu einem Freundeskreis oder zu einer Klassengemeinschaft handelt. Für Kinder und Jugendliche ist das Gefühl von Zugehörigkeit entscheidend für ihre persönliche und soziale Entwicklung. Die Gemeinschaft, der sie angehören, prägt sie.
Nun ist es eben so, dass ich die individuellen „Spielregeln“ kennen und befolgen muss, wenn ich dazugehören will. Natürlich wird der ein oder andere Ausrutscher toleriert. Im Großen und Ganzen sollte ich aber nicht zu sehr die Grenzen testen. Sonst laufe ich Gefahr, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.
Bloß keine Fehler
In meiner Praxis erlebe ich es häufig, dass Kinder und Jugendliche so sehr darum bemüht sind, nur keine Fehler zu machen, dass sie sich damit selbst im Weg stehen. Meiner Erfahrung nach hat das entweder etwas mit geringem Selbstbewusstsein oder mit Perfektionismus zu tun. Manchmal auch mit einer Kombination aus beidem.
Ungünstig ist das bei den klugen Kindern, die einer Gruppe angehören, oder angehören wollen, in der gute Noten verpönt sind. Meist sind dies Gruppierungen pubertierender Jugendlicher. Es gehört nun mal dazu, sich in der Pubertät gegen das Wertesystem der Eltern aufzulehnen. Wie gesagt, ungünstig für die klugen Kinder, die sich nun anpassen und absichtlich schlechte Noten schreiben.
Es liegt nicht nur am Einfluss
Es geht allerdings auch umgekehrt und ganz ohne „schlechten Einfluss“. Nämlich dann, wenn mangelndes Selbstbewusstsein oder Perfektionismus verhindern, dass ich mir erlaube überhaupt Fehler zu machen. Ich erlebe nicht selten Kinder und Jugendliche, die so viel Angst davor haben, Fehler zu machen, dass sie lieber nichts tun. Getreu dem Motto: „Da mache ich lieber nichts, dann mache ich auch nichts falsch.“ Diese Kinder und Jugendlichen probieren sich nicht aus. Sie lernen kein Instrument, weil sie die Töne nicht von Anfang an treffen. Sie machen keinen Sport, weil sie beispielsweise beim Tennis nicht sofort jeden Ball treffen. Und tanzen wollen sie auch nicht lernen, weil sie ja die Schritte nicht kennen.
Keine Entwicklung ohne Fehler
Das Problem dabei ist, ohne Fehler zu machen kann ich nichts lernen, mich nicht weiterentwickeln. Manchmal erlebe ich in meiner Praxis allerdings Fälle, da wird auch in Punkto Schulstoff erst gar nicht angefangen, sich damit zu beschäftigen. Vor lauter Angst, Fehler zu machen oder die Erwartungen von Eltern oder Lehrern nicht erfüllen zu können. Diese Einstellung kann schnell zum Problem werden. Das ist offensichtlich. (Anmerkung: Wenn ich übrigens frage, was die Eltern oder Lehrer denn konkret erwarten, bekomme ich selten eine klare Antwort. „Naja, gute Noten eben.“ ist noch die häufigste. Wobei auf Nachfrage „gute Noten“ dann auch nicht klar definiert ist.)
Wege aus der Angst
Lernblockaden sind ein sehr komplexes Thema. Wie so oft gibt es eben nicht die eine Ursache. Dennoch ist es wichtig, diesen Kindern und Jugendlichen den Rücken zu stärken, ihren Ängsten auf den Grund zu gehen und gemeinsam Wege zu erarbeiten, mit diesen Ängsten umzugehen. Als begleitende Maßnahme lasse ich in solchen Fällen häufig ein „Stärke-Tagebuch“ schreiben. Darin notieren meine jungen Patienten jeden Tag eine Sache, die sie können. Meine Intension dabei ist es, den Fokus auf die Stärken, nicht auf die Angst zu lenken.
Quintessenz
Auch Angst zu Scheitern oder nicht dazu zu gehören kann eine große Lernblockade sein. In ausgeprägten Fällen verhindert sie das Lernen von vornherein ganz. Dennoch ist sie meiner Erfahrung nach behandelbar.
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