Wer zu Perfektionismus neigt, kann anstrengend für sein Umfeld sein. Immer muss alles ganz genau sein. Mindestens 100 Prozent. Drunter geht es nicht. Und vor allem gilt es, keine Fehler zu machen. Und passiert doch einmal einer ist das eine emotionale Ausnahmesituation für die Betroffenen.
In meiner Praxis erlebe ich fast täglich, wie unglaublich angespannt Perfektionisten sein können. Die ständige Anspannung macht dann durchaus auch die zu erwartenden Stresserkrankungen. Das dumme ist nur, meine Patienten haben typischerweise keine Handlungsalternativen. Sie können nicht aus ihrer Haut.
Da ja nun mal naturgegeben niemand von uns perfekt ist, erleben sich Perfektionisten häufig als Versager. Sie machen, wie wir alle, Fehler. Allerdings nehmen sie diese als Makel wahr. Sie fühlen sich unzulänglich. Dies hat wiederum Auswirkungen auf das Selbstvertrauen.
Der Teufelskreis
Ist dieser Teufelskreis einmal geschlossen, befruchtet er sich munter selbst. Jeder noch so keine Fehler wir als Beweis für das eigene Versagen gewertet. Und auch, wenn die Betroffenen sehr wohl wissen, dass jeder Fehler macht und sie bei weitem keine Ausnahme darstellen, können sie nicht aus ihrer Gefühlswelt heraus.
Perfektionisten sind übrigens häufig sehr klug. Ihr scharfer Verstand pocht auf Einhaltung aller Regeln. Denn schließlich braucht es keine Regeln, wenn sie nicht für alle gleichermaßen gelten.
Die Lernfalle
Wer ständig perfekt sein will, hat automatisch Angst, Fehler zu machen. Wird diese Angst zu übermächtig, kann es durchaus vorkommen, dass Betroffene erst gar nicht anfangen zu lernen. „Weshalb soll ich denn lernen, wenn ich die Prüfung sowieso nicht schaffe?“ Diese und ähnliche Sätze höre ich oft in meiner Praxis.
Was dahintersteckt ist vielschichtig. Es gibt nicht den einen Grund. Meiner Erfahrung nach ist ein Grund oft in den noch offenen frühkindlichen Reflexen zu finden. Wurden diese nicht regelhaft abgelöst, können sie an unterschiedlichen Stellen für Probleme sorgen und beispielsweise Perfektionismus fördern.
Und nun?
Es bringt leider überhaupt nichts, den Betroffenen zu raten, einfach einmal fünf gerade sein zu lassen. Ihnen ist das unmöglich. Auch Sätze wie „Das ist doch nicht so schlimm.“ oder „Stell dich nicht so an.“ helfen keineswegs. Was gesagt wurde, um die Situation zu entschärfen, bewirkt das Gegenteil.
Allerdings kann jeder von uns an seinem Selbstvertrauen arbeiten. Ich lasse in meiner Praxis gerne ein Stärke-Tagebuch schreiben. Hier wird jeden Tag eingetragen, welche Fähigkeit an dem Tag für die Lösung eines Problems nötig war oder auf andere Weise hilfreich war. Eine Stärke pro Tag ist Pflicht. Auch wenn diese Übung natürlich nur begleitend unterstützen kann, ist sie doch sehr gut, um dem Gefühl der Ohnmacht zu entkommen.
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