Nr. 146

Wenn sanfter Regen auf der Haut weh tut

Zugeben, so manche Verhaltensmuster von Kindern können, von außen betrachtet, als Marotte eingestuft werden. Schaffen es Eltern nicht, ihren Kindern diese Marotten abzugewöhnen, suchen sie häufig meinen Rat. Erkläre ich ihnen dann, weshalb ihr Kind sich so verhält und weshalb es keine Handlungsalternativen hat, ist die Überraschung meist groß. Viele dieser Kuriositäten haben mit Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen der Hautreizleitung zu tun. Lesen Sie in diesem Beitrag, welche Ursachen hinter dem merkwürdigen Verhalten stecken können.

Wie es eigentlich sein sollte

Eigentlich sollte die Haut des Babys im natürlichen Geburtsprozess extremen Reizen ausgesetzt werden. Diese dienen unter anderem dazu, die Verbindungen für die Reizleitung zu trainieren und stabil zu machen. Doch auch nach der Geburt ist die Berührung durch die Bezugsperson elementar wichtig um eine gute Reizleitung und -verarbeitung zu entwickeln.

Was passieren kann

Kommt ein Kind nun per Kaiserschnitt zur Welt oder wird es beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen für längere Zeit vom direkten Kontakt zu Mutter getrennt, kann dieser Entwicklungsprozess gestört werden. Da die frühkindliche Entwicklung sehr komplex ist, reicht es leider auch nicht aus, alle Entwicklungsschritte zu durchlaufen. Sie müssen in der richtigen Reihenfolge, zum  individuell richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Intensität durchlaufen werden. Sollte Ihr Kind also per Kaiserschnitt zur Welt gekommen sein, oder es zu einer längeren Trennung gekommen sein, machen Sie sich bitte keine Sorgen! Ich erlebe in meiner Praxis häufig Kinder, die es trotz aller Widrigkeiten geschafft haben, eine gute Reizleitung und -verarbeitung zu entwickeln.

Kurioses Verhalten

Betroffene Kinder können sich scheinbar völlig widersprüchlich verhalten. So erlebe ich beispielsweise Kinder, die sanften Regen auf der Haut als äußerst schmerzhaft empfinden, sich dafür aber liebend gerne mit dem kräftigen Strahl des Gartenschlauchs abspritzen lassen. Oder auch Kinder, die bei einer Schürfwunde fürchterliche Schmerzen empfinden und äußern, bei einer ordentlichen Platzwunde aber kaum Notiz davon nehmen.

Ursache

Ursächlich für solch gegensätzliches Verhalten ist meiner Erfahrung nach eine schlechte Reizleitung und -verarbeitung von Empfindungen der Haut. Und so kann es tatsächlich sein, dass sanfte Berührungen, wie beispielsweise der Regen auf der Haut, als schmerzhaft empfunden werden. Kommt es hingegen zu einer Überreizung der empfindlichen Nerven, wie zum Beispiel bei einer Platzwunde, wird der Schmerz einfach nicht, oder nur sehr abgeschwächt, weitergeleitet.

Erziehung ist keine Lösung

Nun ist es wenig hilfreich, Ihrem Kind zu sagen, dass ein Kratzer nun wirklich kein Grund für dicke Krokodilstänen ist. Dadurch werden Sie weder die Gefühlswelt Ihres Kindes noch sei Verhalten ändern. Es wird Sie alle nur Nerven kosten.

Individueller Lösungsansatz

Ich mache in meiner Praxis die Erfahrung, dass sich Verarbeitungs- und Wahrnehmungsdefizite mit gezielten, individuellen Übungen verbessern können. Eltern betroffener Kinder berichten mir, wie sich das Verhalten Ihrer Kinder reguliert. Meines Erachtens ist ein Grund dafür, dass jeglicher Reiz im Gehirn verarbeite werden muss. Und das Gehirn hat die wundervolle Eigenschaft, sich ständig verändern zu können. Es kann also lernen, Reize anders zu verarbeiten.

Konkrete Hilfestellung

Sie können sich das Verhalten Ihres Kindes nicht erklären und möchten es gerne besser verstehen? Lernen Sie mich unverbindlich in einem ersten Telefonat kennen. Buchen Sie sich gerne ein kostenfreies 15-minütiges telefonisches Erstgespräch und wir besprechen in Ruhe, wie ich Sie und Ihr Kind unterstützen kann. Den Link zum Erstgespräch finden Sie direkt unter diesem Beitrag.