Die richtige Ernährung ist für viele ein wichtiges Thema. Besonders für Eltern. Schließlich wollen sie ja den Nachwuchs gut versorgt wissen. Zu den vielen unterschiedlichen Ernährungsempfehlungen von „alles ist erlaubt“ bis „streng vegan“ kommen dann ganz individuelle Probleme.
Ich habe in meiner Praxis oftmals besorgte Eltern, deren Kinder nur sehr selektiv essen. Als Mutter wäre ich auch beunruhigt, wenn sich mein Kind fast ausschließlich von, sagen wir mal, Nudeln und Brötchen ernähren würde. Als Wahrnehmungstherapeutin weiß ich allerdings, dass oftmals ein ganz anderes Thema dahinter steckt.
Der Situation entfliehen
Schauen wir uns ein Beispiel an: Sophia (Name frei erfunden) ist acht Jahre alt und besucht die zweite Klasse der örtlichen Grundschule. Der Anruf ihrer Mutter erreicht mich pünktlich mit den Halbjahreszeugnissen. Sie berichtet mir, die Klassenlehrerin sei auf die Eltern zugekommen. Es gäbe einige Schwierigkeiten mit Sophia. Wenn beispielsweise ein Kind aus der Klasse Geburtstagskuchen mitbringt, will Sophia den nicht essen. Wenn die Lehrerin versucht, sie zu überreden, reagiert Sophia unerwartet harsch und rennt manchmal einfach aus dem Klassenzimmer.
Wählerisch auf ganzer Linie
Auf meine Frage, wie sich die Situation zu Hause darstellt, berichtet mir die Mutter, Sophia esse auch zu Hause sehr selektiv. In Sophias Elternhaus wird keine bestimmte Ernährungsweise bevorzugt. Die Mutter achtet auf ausgewogene, gesunde Ernährung. Es gibt keine Verbote, allerdings sinnvolle Regeln. So dürfen die Kinder beispielsweise nur Süßigkeiten naschen, wenn sie zuvor richtig gegessen haben. Trotz der entspannten Atmosphäre isst Sophia sehr selektiv. Am liebsten nur Obst, Möhren, gelbe Paprika, Blattsalat ohne Dressing sowie Kartoffeln, Nudeln, Reis und Brot. Sophias Mutter hegt die Befürchtung, Sophia könnte so zu wenig Eiweiß bekommen. Alle Versuche, ihr Milchprodukte oder Fleisch schmackhaft zu machen sind kläglich gescheitert.
Insgesamt empfindlich
Ich hake weiter nach und erfahre, dass Sophia regelmäßig großes Geschrei veranstaltet, wenn ihre Mutter ihr die langen Haare kämmt. Aus der Kleidung müssen alle Etiketten entfernt werden, da Sophia sonst jammert, dass die so kratzen. Außerdem zieht sie am liebsten die alte, speckige Jeans an. Frisch gewaschene Jeans verweigert sie, da der Stoff auf der Haut so kratzt. Hohes Gras meidet sie ebenfalls, zumindest wenn sie kurze Hosen trägt. Wenn die hohen Halme ihre Beine streifen tut ihr das weh.
Meine Erfahrung lässt mich vermuten, Sophia könnte unter einer schlechten Verarbeitung der Hautreizsignale leiden. Diese Vermutung bestätig sich in der Grunduntersuchung.
Keine Marotte!
Nun bringt eine unzureichende Verarbeitung der Hautreizsignale einige Kuriositäten mit sich. In Sophias Beispiel hat die Überempfindlichkeit zu einer sehr eingeschränkten Lebensmittelauswahl geführt. Das ist bei weitem keine Marotte! Sophia erträgt die Konsistenz, bzw. das Gefühl, vieler Lebensmittel einfach nicht in ihrem Mund. Folglich isst sie nur das, was sie ertragen kann. Da kann ihre Mutter noch so große Lobreden auf Fleisch halten, Sophia erträgt die Fleischfasern im Mund nicht.
Mit Erziehung lässt sich das Problem jedenfalls nicht lösen. Ich mache in meiner Praxis allerdings sehr gute Erfahrungen mit der Wahrnehmungstherapie. Auch Sophia hat nach einigen Trainingseinheiten angefangen, ihren Speiseplan zu erweitern. Und bei der Abschlussuntersuchung sitzt sie mir mit frisch gewaschenen Jeans gegenüber.
Quintessenz
Wenn Kinder Lebensmittel meiden hat das meiner Erfahrung nach einen tieferen Grund. Denn eigentlich sollte die kindliche Neugier sie doch veranlassen, wenigstens einmal zu probieren.
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